Fresh ins Heute adaptiert: Goethes „Werther“ als digitales Theater

Werther ist im Lockdown. Er hockt zuhause in seinem Dachgeschoss am Schreibtisch, unzählige Browsertabs auf dem Macbook geöffnet, und zoomt mit seinem Bro Willi. Der alte Partyhengst ist gerade im Erasmussemester in Montpellier (BWL, was sonst?). Im Gegensatz zum Draufgänger Willi ist Werther ein feinfühliger Künstler, der gerade sein Jurastudium geschmissen hat und nun sein Leben umkrempeln will.

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Ich, eine Corona-Heldin?

Im ersten Lockdown habe ich einen Online-Kurs gemacht, zwölf Bücher gelesen, Theaterstreamings geguckt, war wie alle Welt auf unendlichen Spaziergängen unterwegs und habe – naja – ein bisschen gearbeitet. Ich habe Content auf Social-Media-Plattformen hochgeladen, ein paar Streamings eingestellt und vermeldet und ein bisschen Krisenkommunikation gemacht. Und Dinge abgesagt, storniert, geändert, verschoben. Das war alles so mittelmäßig motivierend, weil mein Herz ja dafür schlägt, ein Liebhaber*innenprodukt zu vermarkten, das es im Frühjahr nicht gab: Theater und Konzerte.

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Wir brauchen euch.

Ich weiß, dass ich auf diesem Kanal keine besonders große Reichweite habe. Aber ich wollte die kleine Zahl an Leser*innen zumindest nicht ungenutzt lassen, um heute mal ein paar Worte zum neuerlichen „Lockdown“ der Kultur- und Veranstaltungsbranche in Deutschland loszuwerden. Vorweggestellt: Ich bin persönlich heilfroh, dass ich in den vergangenen Monaten im Schauspiel, in der Oper, im Ballett, im Kino, im Konzert, in Museen und in Ausstellungen war – das kann mir jetzt keiner mehr nehmen.

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Liberté, égalité, Platzkapacité

Früher ging es in der Theaterwerbung um Stücke, Inszenierungen, Kostüme, Emotionen, Rhythmus, Klang, Witz, Symmetrie, Eleganz, Zauber. Wir diskutierten über Imagewerbung und Abokampagnen, über Untertitel und Bildausschnitte. Mit harten Bandagen kämpften wir um Farbverläufe, den Einsatz von Haze auf Fotos, Halbsätze, Semikolons. Wir kamen uns unglaublich wichtig dabei vor. Wir waren die Wächterinnen über Sinn und Ästhetik. Die Simultandolmetscherinnen aus dem Dramaturgischen ins Deutsche. Wir waren die Kommunikationsabteilung des Theaters. Wir lebten im La-la-land der Kunst.

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2. FC Opera

Meine letzte Opernpremiere vor dem Lockdown war am 7. März die monumental besetzte Grand Opéra Die Trojaner von Hector Berlioz. Tags darauf war ich beim Zweitliga-Spiel Holstein-Kiel gegen Greuther-Fürth. Aufmerksame Leser*innen dieses Blogs werden sich vielleicht daran erinnern. Es erscheint, acht Wochen später, als völlig absurd. Die Idee, mit Chris ab sofort regelmäßiger über Fußball und Theater zu sinnieren, zu philosophieren und zu debattieren, um sich gegenseitig in Interessensfelder einzuführen, wich schnell den allgemein üblichen Gesprächsthemen: Corona hier, Corona da. Nun nehmen beide Themen – Fußball und Theater – aber wieder an Fahrt auf und wir haben uns ein bisschen ausgetauscht. Weiterlesen „2. FC Opera“

Angebot und Nachfrage

Das nachfolgende Stückchen in 3 Szenen ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real geführten Dialogen zwischen real existierenden Personen sind reiner Zufall, aber nicht ausgeschlossen.

Szene 1, im chaotisch liebenswürdigen Ambiente des Marketingbüros eines großen Berliner Theaters:

Marketing-Mitarbeiterin 1 (MM1): „So sad, dass wir das Festival absagen mussten wegen Corona. Was machen wir denn jetzt mit den ganzen schönen Stoffbeuteln? Die wird ja jetzt keiner kaufen so ganz ohne Festival.“ Weiterlesen „Angebot und Nachfrage“

Theatertreffen virtuell – Theatertreffen demokratisch

Ich arbeite am Theater. Gerade deswegen habe ich nicht dauernd Zeit, um mir im deutschsprachigen Raum interessantes Theater anzuschauen – es kollidiert einfach zu oft mit eigenen Premieren, Sonderveranstaltungen, Philharmonischen Konzerten … Umso besser, dass es einmal im Jahr, immer im Mai, das Theatertreffen in Berlin, mit den „zehn bemerkenswertesten Inszenierungen“ eines Jahres gibt. Dumm nur, dass ich da dann auch nie hinfahren kann, siehe oben (und Karten kriegen ist auch noch so ein Thema). Weiterlesen „Theatertreffen virtuell – Theatertreffen demokratisch“

1. FC Opera

Jede Art von Beziehung ist ein Kompromiss. Eine Abmachung zwischen Menschen, die vieles verbindet und manches trennt. In letzter Zeit habe ich feststellen dürfen, was es für einen Spaß macht, den Kompromiss zu leben, wenn man neugierig ist und sich füreinander interessiert. Ich war also im Fußballstadion bei einem Zweitliga-Spiel zwischen Holstein-Kiel und Greuther Fürth. Weiterlesen „1. FC Opera“

Creatività alla sinistra! (Kreativität mit links!)

Im Mai 2019 war ich zwei Wochen im Bildungsurlaub in der Toskana (wer das Konzept nicht kennt, einfach mal HIER nachlesen. In Kurzform: Der Arbeitgeber schenkt einem 5 Tage pro Jahr zusätzlichen Urlaub, in denen man sich persönlich, aber nicht beruflich (!) weiterbilden kann. Wenn man in einem Jahr nicht im Bildungsurlaub war, kann man sich 2×5 Tage für eine Maßnahme akkumulieren, das habe ich gemacht). Genauer gesagt in einem zu dieser Jahreszeit noch herrlich verschlafenen Nest namens Castiglioncello. Es liegt ca. 30 Minuten südlich von Pisa, direkt an der Adriaküste, und macht es einem leicht, schnell anzukommen. Bahnhof, Edicola, Bagno, Panificio, Bar. Alles da. Um den Bildungsurlaub soll es aber eigentlich gar nicht gehen, ich kann nur empfehlen, das auch mal zu machen. Worum es eigentlich gehen soll ist, dass ich so ungern Sachen für die Tonne produziere. Nun habe ich während dieser zwei Wochen einen Italienischkurs absolviert und weil ich auch gerne was schreiben wollte, hat meine großartige Lehrerin Donata mir die italienische Abituraufgabe von 2018 hingelegt. Man konnte wählen zwischen einer Textanalyse – das haben wir zuerst gemacht, es ging um einen Ausschnitt aus Giorgio Bassanis Il giardino di Finzi-Cottini – und einem Essay zu verschiedenen vorgegebenen Themen. Ich habe mich für das Thema socio-economico entschieden.  Es ging um Kreativität im 21. Jahrhundert. Das also zur Vorrede, jetzt folgt der Text, und, weil ich ja nett bin, habe ich ihn auch übersetzt. Das ist weiter unten zu finden. Weiterlesen „Creatività alla sinistra! (Kreativität mit links!)“