Ich weiß, dass ich auf diesem Kanal keine besonders große Reichweite habe. Aber ich wollte die kleine Zahl an Leser*innen zumindest nicht ungenutzt lassen, um heute mal ein paar Worte zum neuerlichen „Lockdown“ der Kultur- und Veranstaltungsbranche in Deutschland loszuwerden. Vorweggestellt: Ich bin persönlich heilfroh, dass ich in den vergangenen Monaten im Schauspiel, in der Oper, im Ballett, im Kino, im Konzert, in Museen und in Ausstellungen war – das kann mir jetzt keiner mehr nehmen.
Weiterlesen „Wir brauchen euch.“Kategorie: Musik
Wir sind der Teesatz dieser Zeit
Eigentlich wollte ich heute darüber schreiben, wie es war, als ich eine Stunde auf den Beginn eines Konzertes warten musste, weil die Uhrzeit im Terminkalender der Zeitung falsch angegeben war. Der Entwurf war schon fertig – ich hatte ja eine Stunde Zeit gehabt. Im Omasessel sitzend, Kuchen essend, auf dem Smartphone herumtippend, die anderen Zu-Früh-Gekommenen beobachtend. Aber dann begann das Konzert, und ich schämte mich dafür, auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht zu haben, warum das Warten auf Hannes Wittmer einen Blogbeitrag wert sein sollte. Das beste Werk über das Warten gibt es ohnehin schon, der Unterschied ist, dass Godot nie kam. Hannes Wittmer aber schon. Weiterlesen „Wir sind der Teesatz dieser Zeit“
Ich rate zu.
Obwohl ich (noch?) nicht zu den Top-Influencerinnen im Kulturbereich (gibt es die?) gehöre, möchte ich heute mal ein paar wärmste Empfehlungen aussprechen, da sich meine Beglückung durch eine Serie von Gehörtem, Gelesenem und Immer-schon-Dagewesenem gerade häuft. Weiterlesen „Ich rate zu.“
Jazz, Jazz, Jazz
Woher meine Liebe zum klassischen Jazztrio in der Besetzung Schlagzeug, Kontrabass, Klavier kommt? Ich weiß es nicht mehr. In der Schule fand ich die Big Band cool. Selbst spielte ich im Orchester, aber die Big Band war cool. Naturgesetz. Dann fing ich mich an durch Bebop, Cool Jazz, Modern und ein bisschen Oldschool Jazz zu hören – querbeet, von Thelonious Monk, Miles Davis, Oscater Peterson bis Glenn Miller und Benny Goodman. Irgendwo bin ich hängen geblieben. Weiterlesen „Jazz, Jazz, Jazz“
„Das trifft sogar meinen Humor“: Regisseurin Claudia Isabel Martin zur Zeitmäßigkeit der Operette
Mit der Operette ist es so eine Sache. Als Kunstform der leichten Muse, der Popularmusik, zu Beginn des 20. Jahrhunderts höchst beliebt, wurde sie irgendwann von dem aus den USA nach Europa überschwappenden Musical in die Ecke gedrängt. Heute gibt es zwar auch an den großen Opernhäusern immer mal wieder Operetten, aber das Repertoire beschränkt sich auf Die Fledermaus, Die lustige Witwe, Im weißen Rössl und einige wenige andere. Dabei hatte die Operette eine Blüte mit gesellschaftskritischen und aktuellen Themen sowie Persiflagen zu allen erdenklichen Stoffen. Durch ihre Leichtigkeit und Ironie schaffte sie es, diese einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Ungefähr so verhält es sich mit der Oscar-Straus-Operette Die lustigen Nibelungen von 1904. Wem Wagners Ring zu lang und Hebbels Nibelungen zu kompliziert sind, findet die Truppe rund um Siegfried, Brunhilde und Co. also auch in Straus‘ „burlesker Operette“. Klar, dass den Nazis eine Parodie auf den hehren deutschen Stoff, und dann auch noch von einem jüdischen Komponisten ein Dorn im Auge war. Schindluder mit Wagner und dem Nibelungenlied? Das geht natürlich gar nicht. Die Operette war demnach während der NS-Zeit verboten und wurde erst in den 70er Jahren wiederentdeckt. Kürzlich hatte ich bei der Jungen Operette Frankfurt die Gelegenheit das Werk zu sehen. Und was soll man sagen: Es ist schon eine ziemliche Hanswurstiade, und zwar mit mehreren Hanswürsten. Aber Spaß macht das trotzdem: Ein bunter Hofstaat als agiles Ensemble, jeder mit seinen eigenen kleinen Scharmützeln, eine schlagkräftige Brunhilde, die – wenn schon nicht von Gunther, dann eben vom unbezwingbaren Siegfried – im Boxkampf besiegt wird und darum Gunther ehelichen muss, ein kluger Vogel, zwei tollpatschige Drachen und ein meuchelnder Hagen sind mit von der Partie. Dargeboten wurde dieses leichtfüßige Singspiel mit Mini-Orchester und Erzählerfigur im Großen Saal der Freimaurerloge Zur Einigkeit. Allein das war den Besuch eigentlich schon wert.
Das kulturheftchen traf Regisseurin Claudia Isabel Martin exklusiv zum Interview auf dem graubraunmelierten Sofa. Weiterlesen „„Das trifft sogar meinen Humor“: Regisseurin Claudia Isabel Martin zur Zeitmäßigkeit der Operette“
Violinkonzerte – ein Produkt von Zufall und Lebensrealität
Alle drei Jahren treffen sich in Hannover 32 junge Geigerinnen und Geiger aus aller Welt – wobei, man kann sagen: mehrheitlich aus Asien (Länder wie Neuseeland, Australien, USA und Kanada sind mit je einem Talent vertreten, aus Europa/Russland kommen neun Teilnehmer*innen), und zeigen sich im Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerb, der von der Stiftung Niedersachsen ausgerichtet wird. Man kann von Musikwettbewerben halten, was man will – auch der JJV wird regelmäßig kritisiert, wenn wieder einmal Schüler*innen des nicht stimmberechtigten Jury-Vorsitzenden und künstlerischen Leiters Krzysztof Wegrzyn ins Finale einziehen, die andere dort vielleicht nicht gesehen hätten* – dennoch mag ich den Gedanken, ein zweiwöchiges Fest der Violine zu veranstalten und dem Publikum im Grunde nichts anderes als einen Haufen feinster Konzerte in unterschiedlichen Besetzungen anzubieten. Weiterlesen „Violinkonzerte – ein Produkt von Zufall und Lebensrealität“
Mein Kontrabass und ich
Orchester geht wieder los. Jedes Jahr im Herbst packe ich nach einer kleinen Weile des Faulenzertums den Kontrabass aus seiner großen schwarzen Hülle, lasse sie unterm Bett verschwinden, spiele ein paar grausame Töne bis mir die Fingerkuppen schmerzen und stelle den bockigen Bass wieder in seine Ecke. Von dort beobachtet er mich, bis mein schlechtes Gewissen mich zum ernsthaften Üben treibt. Aus aktuellem Anlass also ein etwas älterer Text von mir, alle meine Bass-Kolumnen findet man übrigens noch HIER in den Tiefen der Rubrik Blog. Weiterlesen „Mein Kontrabass und ich“