Ich mag Pilze. Wenn ich im Wald spazieren gehe, dann sammle ich schon mal den ein oder anderen. Ein edler Steinpilz, ein fester Maronenröhrling, ein weicher Butterpilz oder ein pfiffiger Pfifferling. Auch einen sehr charaktervollen Anis-Champignon habe ich schon eingesammelt, und mich darüber gefreut, ihn nicht mit einem grünen Knollenblätterpilz verwechselt zu haben. Auch die hübschen Parasolpilze mag ich sehr. Es gibt viel am Wegesrand, was ich gerne in meinem Pilzragout sehe und schmecke. Aber der Wald ist ziemlich leergefegt.
Wo sind sie alle hin, die guten Pilze? Gibt es nur noch die alten Schwammerl, die übersehen wurden, als sie noch jung und frisch waren? Oder die Stinkmorcheln, die man eigentlich auch nicht haben will? Ganz zu schweigen von den leicht mit schmackhaften zu verwechselnden ungenießbaren Pilzen, die einem nur auf Magen und Stimmung schlagen. Und von den zwar gutaussehenden, aber toxischen Pilzen möchte ich gar nicht anfangen. Die sammelt man vielleicht mal aus Jux ins Körbchen, wird sie aber hoffentlich wieder los, bevor man mit ihnen in der Küche steht.
Bleiben noch die etwas unscheinbaren Exemplare. Sollte ich so einen dieser Pilze sammeln, die eher mittelmäßige Speisepilze und eigentlich nur in Mischpilzgerichten verwendbar sind (Sandröhrling)? Oder so einen Goldröhrling, von dem man erst die schleimige Huthaut entfernen muss? Oder so einen Birkenpilz mit holzigem Stiel, der beim Kochen zwar schwarz wird, aber durchaus schmackhaft sein soll?
Vielleicht muss ich angesichts des leeren Waldes doch auf die gemischten Pilze im Supermarkt zurückgreifen. Aber da weiß man auch nie, was man bekommt. Eingeschweißt in dünne Plastikfolie lassen die charakterlosen Kulturchampignons aus irgendeinem feuchten Keller mein Herz nun auch nicht höherschlagen. Und so Dosenkram geht nun gar nicht – da fällt man einmal drauf rein oder legt sie auf die Pizza, sodass sie nebst Paprika und Mozzarella komplett ihren Geschmack verlieren – aber dann weiß man schon Bescheid, dass so etwas nicht mehr ins Haus gelassen werden sollte. Ob nun 1. oder 2. Wahl auf der Konserve steht ist dann auch schon ganz einerlei.
Was soll ich also tun? Eine eigene Züchtung starten? In ausländischen Wäldern gucken? Oder warten bis die Saison wieder anfängt? Wird der Klimawandel zuträglich sein für das Wachstum der neuen Pilze? Eins ist klar: So eine olle Morchel nehme ich nicht.
Fachangaben stammen aus: Dr. Hans W. Kothe: Lexikon der Pilze. Merkmale Standort Verwendung, Köln.